Antisemitismus, Xenophobie und pathisches Vergessen

Warum nach Halle vor Halle ist

Die hier vorgelegten Texte zum Thema der Verdrängung und des Wiederauftauchens des nationalsozialistischen „Untergrunds“ sind im Laufe von drei Jahrzehnten entstanden. Zu ihrer Veröffentlichung (in Gestalt eines Folgebandes seiner 2012 erschienenen Interventionen) wurde der Autor durch das Hallesche Attentat (vom 9. 10. 2019) und durch die (abermals) hilflosen Reaktionen von „Politik“ und Öffentlichkeit motiviert. Die Unfähigkeit, den Zusammenhang der langen Reihe antisemitischer und ausländerfeindlicher Untaten und das (internationale) Netz der vermeintlich „isolierten Einzeltäter“ zu erkennen, führt er auf die Flucht in die Amnesie zurück, mit der sich die in das große Morden verstrickte „Volksgemeinschaft“ 1945 aus ihrer Geschichte zu stehlen versuchte. Das damals eingeübte und den Folgegenerationen einprägte „pathische Vergessen“ hat bis heute jeder „Aufarbeitung der Vergangenheit“ widerstanden.

Über die Autor:innen

Helmut Dahmer studierte Soziologie, Philosophie und Literaturwissenschaft in Bonn, Göttingen (bei Plessner) und Frankfurt am Main (bei Horkheimer, Adorno und Habermas). 1968 bis 1992 redigierte er die psychoanalytische Monatszeitschrift Psyche, 1974 bis 2002 lehrte er Soziologie an der Technischen Universität Darmstadt. Unter seiner Ägide erscheint eine mehrbändige Ausgabe von Schriften Leo Trotzkis. Gegenwärtig lebt er als freier Publizist in Wien. Zuletzt erschien von ihm Antisemitismus, Xenophobie und pathisches Vergessen. Warum nach Halle vor Halle ist und in Kürze die 2. Auflage von Freud, Trotzki und der Horkheimer Kreis, beide Münster 2020 .Beitrag zu Helmut Dahner auf: www.kritik.netz.de