Widersprüche Heft 171

Politik des Erinnerns

Zukunft gestalten, Praxis prüfen

Krieg in der Ukraine ++ Terrorattacke der Hamas auf Israel ++ Aufstand der Frauen im Iran ++ China auf dem Weg zur ökonomischen Weltmacht Nr. 1 ++ Europa und die Bundesrepublik Deutschland wandern nach rechts ++ die Spiegel der Meere steigen ++ die Welt steht in Flammen.
Gerade jetzt ist es dringend sich zu erinnern - individuell, sozial und kollektiv! Denn Erinnerungspolitiken werden angesichts der Ver-Rücktheiten gegenwärtiger Weltläufe offensichtlich gesellschaftlich wie politisch immer bedeutsamer – für ein analytisches Verstehen von all dem, was momentan die Verhältnisse in verschiedenen Weltgegenden historisch-systematisch bestimmt, wie diese zu begreifen sind, wie Geschichte benutzt wird, um Gegenwart in unterschiedliche Dimensionen zu beherrschen; dies gewaltförmig oder ideologisch.
Das Heft greift in diese Verhältnisse ein, mit konzisen Rückblicken und nüchterner Bestandsaufnahme gegen Fake News und Postfaktizität.

Über die Widersprüche

Widersprüche: Zeitschrift fur sozialistische Politik im Bildungs-, Gesundheits- und Sozialbereich

Gesellschaft als „Diskurs der Wünsche” meint das Verfertigen des Sozialen im Prozess des sozialen Diskurses, nicht Unterwerfung unter vorgefertigte Normierungen.
(Niko Diemer, 1952 - 1992)


1981/82 gründeten Mitglieder der Arbeitsfelder Gesundheit, Sozialarbeit und Schule des Sozialistischen Büros die Zeitschrift Widersprüche. In dieser Zeit des grünen Aufbruchs und der radikalisierten konservativen Wende versuchten sie eine erste Standortbestimmung als Redaktionskollektiv: „Verteidigen, kritisieren, überwinden zugleich”. Unter dieser Programmatik wollten sie als Opposition dazu beitragen, die materiellen Errungenschaften des Bildungs- und Sozialbereichs zu verteidigen, dessen hegemoniale Funktion zu kritisieren und Konzepte zu ihrer Überwindung zu konkretisieren. Zur Überzeugung gelangt, dass eine alternative Sozialpolitik weder politisch noch theoretisch ausreichend für eine sozialistische Perspektive im Bildungs- und Sozialbereich ist, formulierten sie den ersten Versuch einer Alternative zur Sozialpolitik als Überlegungen zu einer „Politik des Sozialen”. An der Präzisierung dieses Begriffes, an seiner theoretischen und politischen Vertiefung arbeiteten sie, als die Frage nach der „Zukunft des Sozialismus nach dem Verschwinden des realen” 1989 auf die Tagesordnung gesetzt wurde. Das Kenntlichmachen der „sozialen Marktwirtschaft” als modernisiertem Kapitalismus im Westen und Kapitalismus „pur” im Osten erleichtert zwar die Analyse, gibt aber immer noch keine Antwort auf die Frage nach den Subjekten und Akteuren einer Politik des Sozialen, nach Kooperationen und Assoziationen, in denen „die Bedingung der Freiheit des einzelnen die Bedingung der Freiheit aller ist” (Kommunistisches Manifest).
Wer in diesem Diskurs der Redaktion mitstreiten will, ist herzlich eingeladen.