Sex, Drugs & Control

Das Regieren von Sexarbeit in der neoliberalen Stadt

Am moralisch aufgeladenen Feld Sexarbeit lassen sich Veränderungen von Stadtpolitik besonders gut ablesen. Der Neoliberalismus ist nicht prüde – von herrschenden Sexualnormen Abweichende werden aber entlang ökonomischer Logiken inkludiert. Zugleich sind es gerade Städte, die in umgekehrter Logik, „kostenträchtige“ Menschen ausschließen. So forderten die Kommunen seit 2013 Sozialleistungsausschlüsse für Osteuropäer*innen – im Sexgewerbe die größte Migrant*innengruppe. Die mangelnde soziale Absicherung erschwert das Nein-Sagen zu schlechten Arbeitsbedingungen. Mit Analysen, in denen sich das Sozialamt z.T. als exkludierender erweist als die Polizei, durchbricht Jenny Künkel mit ihrem Buch gängige Annahmen über städtische Neoliberalisierung. Sie zeigt auf, dass die zunehmende Marginalität in der „durchgentrifizierten“ Stadt keinesfalls v.a. räumlich verdrängt, sondern repressiver verwaltet wird. Dementsprechend kritisiert sie den Raumfetisch auch der Kritischen Geographie und plädiert dafür, Macht statt Raum in den Mittelpunkt von Analysen zu stellen. Das Buch portraitiert die komplexen Aushandlungen um Prostitution in Berlin, Hamburg und Frankfurt a.M. Es skizziert Auswirkungen auf Arbeitsbedingungen und zeigt sowohl agency als auch Macht im Gewerbe auf.

Über die Autor:innen / Herausgeber:innen

Jenny Künkel ist promovierte Geographin und Postdoc an der Universität Duisburg-Essen. Sie studierte Stadt- und Regionalplanung an der TU Berlin und promovierte am Humangeographischen Institut der Universität Frankfurt. Ihre Forschungsschwerpunkte sind: Kritische Stadtforschung, Marginalisierungsprozesse, Polizieren, Soziale Bewegungen und Sexualität.

Pressestimmen

Jenny Künkels "Expertinnenwissen trägt erheblich dazu bei, die Vielfalt von Akteur*innen um das Regieren von Sexarbeit(-er*innen) und deren eigene Heterogenität sichtbar zu machen und einen (selbst-)kritischen Blick auf wissenschaftliche und gesellschaftliche Hürden in diesem Bereich zu werfen. Die Studie hält, was sie verspricht: Nicht nur das Verständnis der Leser*innen für die Regulierung des moralisch und politisch stark umkämpften Sexgewerbes wird erweitert, sondern die Studie eröffnet auch neue Perspektiven auf den öffentlichen, urbanen Raum und darin agierende Akteur*innen."

Josefine Klaus auf:        sub/urban 2025, 13(1), 237-24