Klassenverhältnisse und ihre Konjunkturen
Das Ende des Postfordismus in den 1980er Jahren und die ihm folgende sukzessive Verstärkung neoliberalistischer Tendenzen bis heute stellten und stellen auch für die Analyse der Sozialstruktur eine Herausforderung dar. Denn welche Auswirkungen hatte dieser politische Prozess für die sozialen Strukturierungen und deren politischen Implikationen? Was wird mit den Arbeiterinnen und Arbeitern und den Angestellten, was mit den kleinen Selbständigen und den großen Kapitaleignern, die manche auch als Bourgeoisie bezeichnen? - Wenn es sich tatsächlich um eine „Zeitenwende“ handelte, dann sollte das maßgebliche Veränderungen in der Sozialstruktur bewirken und – möglicherweise - zu neuen Handlungsweisen der beteiligten Gruppierungen führen. Damit könnte sich auch die lange verdeckte Klassenfrage neu stellen: sollten wir möglicherweise vor einer Phase von Klassenkämpfen stehen, und worin könnten diese bestehen? Oder befinden wir uns seitdem im Gegenteil in einer Rechtsspirale mit noch ungewissem Ausgang? – Konkreter gefragt: Wofür stehen in der BRD (aber auch anderswo) z. B. die aktuellen Wahlergebnisse und insbesondere das Erstarken der Rechten nicht nur in Gestalt der AFD?
Hans-Günter Thien geht es nicht um die erneute Wiederholung eines vielfach behandelten abstrakten Klassendiskurses, sondern er versucht in seinem Einspruch empirische Konjunkturen der aktuellen Klassenverhältnisse zu entschlüsseln.
Hans-Günter Thien, Dr., lehrte als apl. Professor für Soziologie an der Universität Münster, Verleger des Verlags Westfälisches Dampfboot. Veröffentlichungen: als Hrsg.: Klassen im Postfordismus, 2. Aufl. 2011; "Klassentheorien - Die letzten 50 Jahre", in: PROKLA 175 Klassentheorien (2014); "Von der Sozialpartnerschaft zu neuen Konflikten", in: TECHNOSEUM (Hrsg.): Durch Nacht zum Licht?, 2013; "Klassen in der aktuellen Diskussion. Einige Überlegungen", in: Kurswechsel H.4/2015