Kommunale Finanzkrise und lokale Austerität

Ein historisch-geographischer Analyserahmen

Rekorddefizite, Investitionsrückstände und weitreichende Kürzungsvorschläge: Nach Jahren der oberflächlichen Entspannung befinden sich die Kommunalfinanzen in Deutschland wieder in einer akuten Krise. Ungeachtet steigender Anforderungen an den lokalen Staat droht eine neue Welle extremer Sparsamkeit – und damit eine Fortführung und Zuspitzung jener Austeritätspolitik, die bereits seit Jahrzehnten weitreichende Folgen für Demokratie, Alltag und Gesellschaft hat.
Vor diesem Hintergrund rekonstruiert Felix Wiegand in seiner Grundlagenarbeit aktuelle und vergangene, insbesondere internationale Debatten der kritischen Sozialwissenschaften, Geographie und Stadtforschung, die sich mit dem Zusammenhang von staatlicher bzw. kommunaler Finanzkrise und lokaler Austerität beschäftigen – von der Finanzkrise der Stadt New York City in den 1970er-Jahren bis zur Krise des urbanen Neoliberalismus in der Gegenwart. Dabei zeigt der Autor, dass Finanzkrisen sowohl das Produkt gesellschaftlicher Widersprüche als auch ein Prozess politischer Auseinandersetzungen sind. Wiegand erklärt nachvollziehbar, wie Austerität als Diskurs, Projekt und Regime seine Wirkung entfaltet und welche Rolle darin Fragen der Zeitlichkeit und Räumlichkeit einnehmen. Der von ihm entwickelte historisch-geographische Analyserahmen ermöglicht, kommunale Finanzkrisen und lokale Austerität systematisch in ihrer Komplexität zu erfassen und so zukünftige empirische Untersuchungen anzuleiten.
 

Über die Autor:innen

Felix Wiegand, geb. 1983, ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Humangeographie der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Zuvor studierte er in Wien Politikwissenschaft. Seine Forschungsschwerpunkte umfassen die urbane Dimension von Krise, Austerität und sozialen Kämpfen, das Verhältnis von Stadt und Staatlichkeit sowie das Werk von David Harvey.